Dienstag, 3. April 2007
Todestag
Dann war da noch die Frau, die so verzweifelt war am 1. Todestag ihres damals plötzlich verstorbenen Mannes. Sie sass zu Hause und wusste nichts mit sich anzufangen. Eine Freundin riet ihr, einen Strauß Blumen zu kaufen und einzeln auf der Straße zu verschenken.

Sie kaufte 20 Gerbera und gab jedem Vorbeigehenden eine Blume. Die Menschen waren natürlich überrascht, fragten nach, warum sie denn Blumen verschenken würde.

So kam es, daß sie 20 Menschen davon erzählen konnte, es sei der 1.Todestag ihres Mannes und es gab eine Menge Anteilnahme. Auch eine Möglichkeit.

(berichtet von der Bestatterin Annette Hecker)

kerstin13, 00:09h ... link (1 Kommentar)   ... comment


Sonntag, 11. Februar 2007
mein erstes Mal
Eine Woche vor dem Coldplay-Konzert in der Berlin-arena im November 2002 suche ich fieberhaft nach einer Eintrittskarte. Zu dem Zeitpunkt habe ich ausserdem kein Auto und kein Geld für eine Zugfahrkarte. Und auch keine Fotogenehmigung. Ich telefoniere mir die Finger wund. Keine Chance, alles Absagen. Aber ich muss unbedingt zu dem Konzert. In letzter Minute erhalte ich dann das Okay vom Veranstalter, meine 1. Akkreditierung für ein grosses Konzert in einer anderen Stadt.
Ich leihe mir ein Auto, finde über die Mitfahrzentrale 2 Mädels, mit denen ich dann die Spritkosten wieder reinbekomme. Wir hören die ganze Fahrt über Coldplay. Vorfreude. Ein paar Mal verfahren in Berlin, egal, ich komme gerade rechtzeitig als die Vorband von der Bühne geht.
Ich hefte mir den Fotopass an meine rote Jacke, gehe zu den Securities, die den Fotograben bewachen. Sehe meine Mitstreiter, 5 Männer. Alle mit super-Fotoausrüstung, nur ich mit meiner Leica R5 und meinem einzigen Objektiv. Doch ich fühle mich gut. Eine irrsinnige Stimmung in der Halle.
Dann werden wir reingewunken in den Graben. Ich stehe direkt an der grossen Bühne, hinter mir ein meterhohes Gitter, wo sich die Mädels ranpressen. Ich atme tief durch. Die Musik beginnt. Das Licht geht an und aus und an und aus im Rhythmus von "Politik". Chris Martin springt auf die Bühne. Hinter mir kreischen achttausend und eine Adrenalinwelle überfallt und erfüllt mich mit einer unvorstellbaren Wucht. Ganz nah vor mir steht Chris Martin. In diesem Moment liebe ich Chris Martin. Obwohl ich ganz vorne bin, sieht er mich nicht. Natürlich nicht. Ich schaue stumm, fotografiere hochkonzentriert.



Drei Lieder, dann raus aus dem Graben, Sachen einpacken. Ich will mir das Konzert zu Ende anschauen, stehe irgendwo in der Hundersten Reihe, kann überhaupt nichts sehen. Aber ich denke die ganze Zeit daran, dass ich da vorne war und es ist immer noch unfassbar für mich. Ein Traum hat sich verwirklicht, eine Art Teenagertraum.
Dieses Gefühl werde ich nie vergessen. Es war das beste Gefühl, was ich bislang hatte. Es war der totale Kick. Und obwohl mich Adrenalin immer wieder bei Konzerten schlagartig erfüllt hat, habe ich das überwältigende Gefühl wie bei dem Konzert nie wieder so intensiv erlebt.

kerstin13, 05:17h ... link (4 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 23. Januar 2007
kribbelig
Die ganzen Tage habe ich mich gefragt, was ich anfangen soll an einem Ort, an dem ich mich derart auf mich zurückgeworfen fühle. Niemand, mit dem ich mich austauschen kann, der an mir interessiert ist, der interessant ist. Es gibt nichts zu tun. Aber etwas ausser dem Meer und dem Fitnessprogramm hielt mich dort. Und als ich auf der Rückfahrt aus dem Zugfenster in den Schnee schau seh ich auf einmal genau das Bild vor mir, welches ich für das Thema des Wettbewerbes gesucht hatte. Plötzlich purzeln die Gedanken in einer Klarheit durch meinen Kopf und zur Sicherheit schreibe ich alles schnell auf. Seitdem erfüllt mich ein Kribbeln, ein Tatendrang, eine Lust zu fotografieren. Himmlisch.

Nachtrag: und was mich sehr freut ist, dass ich die Fotos an meinem Lieblingsort mit der von mir ausgesuchten Person machen werde (Du weisst schon, wo...)!

kerstin13, 18:41h ... link


Mittwoch, 20. Dezember 2006
Wunder geschehn
In den letzten drei Wochen ist ganz schön viel bei mir passiert seit der Hörsturz-Diagnose. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich mich meinem Gleichgewicht wieder annähere; ich fühle mich auf dem Weg der Gesundung.
Ich habe viel mit meinem Schicksal gehadert, viele Ängste durchstanden, viel Wunderbares erfahren. Zu spüren, wer alles da ist, auf wen ich mich alles verlassen kann. Mich getragen fühlen, wenn ich falle. Das gibt mir Zuversicht und Hoffnung.
Es gab auch wirklich unangenehme "Helfer", die mir mit ihren Ratschlägen nur noch mehr Druck und Sorge gemacht haben. Das waren diejenigen, die ungebeten und ohne mich überhaupt zu kennen bzw. zu fragen, wie es mir geht oder was ich bereits unternommen habe, ihre eigenen Erlebnisse überstülpen wollten. Und obwohl ich davon ausgehe, dass diejenigen es gut meinen, hat es mich eine Menge Kraft und Abgrenzung gekostet, das von mir fernzuhalten und meine eigenen Weg herauszfinden.
Langsam werden mir die Ausmasse bewusst, wieviel Veränderungen bevorstehen. Und ja, ich heule immer noch jeden Tag, weil ich Altes so schlecht loslassen kann. Das tolle ist, dass ich wieder glauben kann, dass ich weiss, dass alles gut wird, gut ist.

Bis zum Jahresende habe ich mir Arbeitsfrei versprochen. Mache einfach, wonach mir ist. Und habe sogar trotz meines Alters zugelassen, dass ich Nena doch eigentlich ziemlich klasse finde. Kurzerhand ihre CD "nena feat. nena" gekauft, die nun in meinem CD-Player rotiert. Manchmal wundere ich mich über mich selbst!

(P.S.: Beim nächsten Ratschlag schlage ich zurück!)

kerstin13, 16:38h ... link (15 Kommentare)   ... comment


Montag, 18. Dezember 2006
Mensch

(Foto: Corbijn

Vor ein paar Jahren bin ich auf ein Konzert von Herbert Grönemeyer gewesen. Es war die erste Tour nach dem Tod seiner Frau und seines Bruders. Damals lebte ich noch in meiner Heimatstadt im Ruhrpott und stand mit über zehntausend anderen Menschen in der Dortmunder Westfalenhalle, irgendwo in der hundersten Reihe.
Herbert kam auf die Bühne - und ich war mehr als überrascht. Ich hatte mit einem gebrochenen, angeschlagenen Mann gerechnet. Doch er tanzte los und sprang umher und wirkte unglaublich lebendig. Und das Publikum applaudierte. Minutenlang. Es hat mich sehr berührt, wieviel Energie zu ihm hinströmte und wieviel Zuneigung. Liebe.

Gerade schaue ich mir die Mensch-DVD von 2003 an. Und bin wieder in den Bann geschlagen. Ich freue mich schon auf 2007 - dann kommt Herbert. Diesmal werde ich ihn in Hamburg sehen. Und fotografieren.

kerstin13, 21:52h ... link (8 Kommentare)   ... comment


Freitag, 8. Dezember 2006
Backstage
Bin in einem vier-Sterne-Hotel direkt am Meer gestrandet. Es ist ein Traum. Das Essen ist so lecker und so vielseitig, dass ich bereits heute Morgen mein Diät-Vorhaben in den Wind geschrieben habe. Es gibt allein 3 verschiedenen Vollkornbrotsorten, Brötchen, Croissant, sämtliche Cerealien, getoastetes Weissbrot (genau richtig getoastet), zig Marmeladen, Quark, Joghurt, Rührei, Ei, Birch(n?)erMüsli, Obstalat, Obst, Milch, Saft, Tee, Kaffee, Kakao. Morgen gehe ich eher frühstücken, denn eine halbe Stunde ist einfach zu knapp. Frühstück geht übrigens bis elf, vorher kann ich also direkt aus dem Bett ans Meer laufen und dann mit Appetit den ersten Tee geniessen.
Tagsüber Nordic Walking, Baden, Sauna, Spaziergang, lesenlesenlesen, Musik hören. KEINE eMails, kein TV, kein Handy.
Der Regen und der Sturm prasselten lauter als mein Klingeln im Ohr ist. Anflüge von Glücksgefühl.
Abends ein fettes 3-Gänge-Menü. Und dreimal Nachtisch (Tiramisu 2Mal und einmal Kaiserschmarrn mit Vanillesauce). Kurzer Anflug von schlechtem Gewissen. Vielleicht morgen nochmal Nordic Walking mitmachen?
Kein Gedankenkreisen mehr. Dafür fast 10 Stunden geschlafen.

So sieht gerade mein Leben aus. Fühlt sich gut an.
Danke für die ganzen guten Wünsche. Ich habe jedeN mit ans Meer genommen.

kerstin13, 21:50h ... link (7 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 3. Dezember 2006
Schenken
Schnell heute noch ins Mercado Einkaufszentrum, um noch rechtzeitig zu meiner Verabredung fertig zu sein, die Zeit ist knapp. Ich höre Musik, eine Akkordeonmelodie klingt über den kleinen Altona-Weihnachtsmarkt zu mir. Ich halte einen Moment inne, lasse mich von der Musik anziehen. Sehe eine rothaarige junge Frau, die selbstvergessen spielt und singt. Bleibe stehen, bis zum Ende des Liedes. Dann strömen von allen Seiten Interessierte zu der Musikerin, fragen nach dem Preis ihrer CD´s. Obwohl sie sagt, sie hätte gerne 10 Euro, aber jeder soll einfach geben, was er hat, sie sei eine schlechte Geschäftsfrau, bezahlen alle 10 Euro. Mindestens.
Ich will weiter, bin schon auf der Rolltreppe als ich mich besinne. Ich möchte diese Frau gerne wiedersehen. Also zurück, das Ende des nächsten Liedes abwarten. Sie ansprechen. Jana heisst sie. Ich sage offen, ich wäre gerade ziemlich pleite, da ich von der Fotografie lebe und ich würde zwar die CD nicht kaufen, aber gerne wissen wollen, ob sie auch mal live auftritt und mir dann Bescheid gibt.
Und dann passiert das Unglaubliche, was mir noch nie passiert ist. Sie schaut mich an und fragt: "Brauchst du Geld, ich gebe dir gerne was."
"Neinnein" wehre ich ab. "So war das nicht gemeint."
"Dann nimm meine CD. Ich schenke sie dir."
Auch das verneine ich. Ich schlage ihr vor, dass sie sich erst einmal meine Website anschaut, dass sie sich erst einmal ein Bild von mir macht.
"Komm, ich möchte dir die CD gerne schenken, ausser dir gefällt meine Musik nicht."
"Doch, sogar sehr", sage ich, "deine Musik hat mich innehalten lassen, obwohl ich gerade überhaupt keine Zeit habe."

So kommen wir ins Gespräch. Ich bin schwer beeindruckt von diesem Vertrauen, der Freigiebigkeit, der Offenheit.
Nachdem wir eine ganze Weile geredet haben, verabschiede ich mich. Bevor ich gehe, möchte ich jedoch noch ein Lied hören und warte ein wenig abseits. Ich beobachte, wie ein Mann sie atemlos anspricht, als sie gerade das Akkordeon spielen will. Er sagt fröhlich, dass er sie schon einmal gehört habe und so glücklich sei, sie wiedergefunden zu haben. Er wolle ihr nämlich mitteilen, wie sehr ihm ihre Musik ins Herz gegangen sei. Und er wolle eine CD. Zehn Euro soll sie nur kosten. Ein paar Meter weiter stehe ein Strassenkünstler, der nehme 15 Euro für seine CD und er gebe ihr natürlich auch 15 Euro.

In diesem Moment weiss ich wieder klar und zweifellos, dass ich auf´s Leben vertrauen kann. Ich habe es manches mal nicht mehr gewusst, obwohl ich früher genauso war und dachte, das würde immer so bleiben. Was für ein Geschenk.

Mehr über Jana hier

kerstin13, 00:30h ... link (5 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 30. November 2006


Ehrlich, ich konnte es seit dem Anruf vor drei Wochen nicht wirklich glauben, bis ich das Heft nun
tatsächlich in Hemden halte und auf Seite 36 der Dezember 2006-Ausgabe mein Foto mit meinem
Namen seh.
Ein echtes Wow-Gefühl, nicht in Worte zu fassen...

kerstin13, 14:12h ... link (17 Kommentare)   ... comment


Samstag, 25. November 2006
Ehrengaeste
Morgen zu Kaffee.Satz.Lesen 34 kommen meine lieben Eltern aus Dortmund extra angereist, um sich meine Fotos anzuschauen.

Bin gespannt, wer noch alles kommt...

kerstin13, 20:27h ... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 6. November 2006
Vom Suchen und Finden
Du bist 36 Jahre alt. Du liebst die Musik und vor allem das Gefühl, eine neue Musik zu entdecken, die in Dein Herz knallt, mittenrein und Deine Leidenschaft entflammt. Songs oder gar ganze Alben, die vertraut Tage- und Wochenlang in Deinem CD-Player rotieren. Lieder, die Du nachts hörst, wenn Du nicht schlafen kannst oder willst. Texte, die Du auf dem Rad vor Dich hinsingst, oder beim Laufen am Wasser. Glückliche Momente.
Du bist 36 Jahre alt und es passiert Dir immer seltener, dass Du eine neue Lieblingsmusik findest. Du hörst immer noch die Neuvorstellungen, liest Kritiken und Musikmagazine. Jede Woche, jeden Monat. So manches Mal schaffst Du es kaum, den Überblick zu bekommen, über den ganzen Kram, der Woche für Woche erscheint. Nur die Perlen zu finden wird immer schwerer.

Heute hast Du einen Film gesehen, der Dich genauso glücklich gemacht hat wie Musik. Eine Perle. Du hast irgendwann im Kino gemerkt, dass Du die ganze Zeit lächelst und es hat bis jetzt angehalten.

Ein Freund von mir von Sebastian Schipper, der 2. Film nach Absolute Giganten. Gigantisch.

kerstin13, 21:30h ... link (5 Kommentare)   ... comment