von meinen beiden mitbewohnerInnen wotan & cheetah:





sehr anpassungsfähige, anschmiegsame und kuschelige geschwister.
die beiden sind mir echt ans herz gewachsen und deshalb ist die wohnungssuche nur an supernette menschen gerichtet...:-)





mail to: lichtblickerin at gmx.de

heute den dritten abend in folge fotografiert. diesmal eine lesung von einem deiner lieblingsschriftsteller. vor der lesung hast du die möglichkeit, ihn anzusprechen, damit er dein gesicht kennt. kurz vor beginn kommt er auf dich zu, quatscht ein wenig mit dir, gibt dir info´s zum ablauf des abends. die lesung ist super. du fängst genau die augenblicke ein, auf die du gewartet hast.
das dieser wunderbare moment einen vorlauf von 2 jahren hat, wo es viele verpatzte gelegenheiten gab, wird dir in einer sekunde plötzlich bewusst.
und jetzt, jetzt bist du durcheinander, weil du gar nicht mehr weisst, warum du fotografierst. es ist dir grad so unerklärlich, wozu du das brauchst. du bist eine beobachterin, die menschen durch die kamera kennen lernt. aber diese wahrheit ist nur eine von vielen. dein kopf schmerzt, du bist unglaublich erschöpft und sehr sehr dankbar.

heute aufgewacht mit musik von low im kopf...

first we take manhatten
and then we take berlin!

es ist donnerstag und du bist im grünspan, zum ersten mal in dem laden und zum ersten mal auf einem konzert, wo es dir irgendwie peinlich ist, dort zu sein und du dich doch irgendwie freust, dabei-sein zu können.
du bist eine der ersten und beobachtest, wie sich kontinuierlich eine menschenmenge bildet. du hast einen guten platz und obwohl dich die vorband nicht fesselt, harrst du geduldig aus.
du darfst mal wieder drei lieder fotografieren und die securities haben ein auge auf dich. das konzert beginnt mit der neuen single. auch das 2.stück gefällt dir. nur das gegenlicht, das macht dir zu schaffen. heute willst du gute fotos machen, aber du hast kaum eine chance. auch beim dritten lied wird das licht nicht besser. deine laune sinkt in den keller.
als der sänger in vollem licht eine ansage zum vierten stück macht, willst du wenigstens das fotografieren - doch ein security berührt dich bereits am arm und fordert dich auf, nun deine sachen einzupacken. wut steigt in dir hoch, es fällt dir schwer, diese spielregeln zu schlucken.
neben dir steht eine ca. 1meter 60 kleine, dunkelhaarige lady, die mit ihrer digital-canon einfach weiterfotografiert. du beobachtest sie aus den augenwinkeln und wartest, was passiert.
zunächst geschieht erst einmal gar nichts, denn sie fällt kaum auf in der menge. doch dann entdeckt ein ordner sie und spricht sie an. die beiden reden miteinander, und am ende des liedes nickt der sänger unauffällig dem ordner zu und murmelt etwas von "das geht in ordnung".
ein heisses gefühl durchströmt dich. du beneidest diese frau so sehr in diesem moment. als sie in deine nähe kommt, fragst du sie, warum sie nicht aufhören müsse mit dem fotografieren. "weil ich für die band arbeite", entgegnet sie. das will ich auch, denkst du. vor dir steht riesengross der sänger von kettcar und singt einen deiner lieblingssongs. du beschliesst, dass du zu einem weiteren konzert von ihnen gehen musst und dann auch mit einer sondergenehmigung. den rest der show bist du unkonzentriert und fühlst dich aussen vor. angespannt radelst du durch die kalte nacht nach hause.

es ist samstag, du hast tatsächlich eine 2.chance bekommen. diesmal in der grossen freiheit mit noch mehr securities aber dafür besserem licht. du hast nun auch eine sondergenehmigung zum fotografieren für das gesamte konzert erhalten. nach der vorfreude vom freitag darüber, dass du das hingekriegt hat, befürchtest du nun, dass die atmosphäre nicht so toll ist wie beim konzert vom donnerstag. du hast angst, es zu verkacken.
doch als die show beginnt, das licht die band diesmal erstrahlen lässt, als du mit voller konzentration die kreischende (!) menschenmenge hinter dir kaum wahrnimmst und das erste gute foto machst, da fühlst du dich so glücklich. und ja, du kaufst dir heute überschwenglich einen kettcar-button zum outen.

gestern nach dem kettcar-konzert sitzt du neben zwei mädels auf einer bank in der grossen freiheit. die beiden müssen dringend auf´s klo, wollen aber ihren sitzplatz nicht verlieren. du bietest ihnen an, den platz freizuhalten. "das ist aber nett von ihnen" sagt die eine und verschwindet mit ihrer freundin. der satz trifft dich genauso ins herz wie der satz von dem sänger marcus wiebusch "es ist schlimm, wenn die liebe geht und man sich trennt. aber richtig schlimm ist, wenn die liebe geht und man sich trennt und du liebst sie oder ihn noch."

was ist eigentlich mit dir los?

am nächsten morgen wirst du einen kettcar-button in deiner tasche finden.

du bist nachmittags mit einer berliner band im planetarium verabredet, um sie bei einem auftritt zu fotografieren. ihr trefft zeitgleich ein und steigt die stufen hinab in die künstliche dunkelheit. alles ist ein wenig steif, eine versicherung sponsort den abend. viele ältere herren, die irgendwann mal selbst musik gehört hatten, hatten viele wichtige tipps. oje, denkst du dir. vielleicht bleibst du nur bis zum soundcheck.
die band spielt sich warm. es ist eine stunde vor konzertbeginn. plötzlich poltert ein weiterer älterer herr mit halbglatze und zopf herein. kuno. er erinnert dich an einen nervigen kollegen, den du immer bei konzerten triffst. für eine fernsehsendung sollen drei lieder gefilmt werden und im anschluss soll ein kurzes interview folgen.
du beobachtest das interessante geschehen aus der ersten reihe. beobachtest die art und weise, wie freundlich und geradezu überschwenglich miteinander umgegangen wird. alles ist toll, tolle stimmung, toller song. die fragen von kuno hingegen sind eher kritisch. in dem moment wird dir die band sympathisch, als ihre antworten so normal sind im gegensatz zu dem ganzen aufgesetzten gehabe.
es ist nur noch eine knappe viertelstunde zeit bis zum einlass und die techniker vom planetarium wurschteln hektisch durch den innenraum. du beobachtest den ablauf und hast dich noch keine sekunde gelangweilt.

die show wird von einem weiteren älteren herren angesagt, worüber du schmunzeln musst. natürlich wird vor dem publikum in der drei-minuten-ansage auch mindestens dreimal die sponsoring versicherung genannt. egal. das konzert macht spass - die songs sind dir bereits vertraut. und die band gibt wirklich alles. vor allen dingen ist es die wunderbare location mit sternenhimmel, die diesen abend zu einem besonderen erlebnis macht.
gegen 22uhr gehst du zufrieden mit hungrigem magen unter dem echten hamburger sternenhimmel nach hause.

du gehst mit deiner freundin nadia zu ani di franco. zwar kennst du keinen song, aber du kennst die fotos in den magazinen und auf einer party vor zwei jahren hat dir mal eine frau von ihr vorgeschwärmt, so dass dein interesse geweckt ist.
drei lieder sind diesmal erlaubt und du darfst nur vom rand aus fotografieren. du seufzt...

andrew bird, der support, betritt um 21:10uhr die bühne. er sieht gut aus, sehr gut sogar. noch während des ersten liedes ist es um dich geschehen. faszination breitet sich in dir aus, während der sänger immer wieder seinen durchdringenden blick ins publikum schickt. er ist sehr ernst.
deine freundin findet ihn auch umwerfend und ihr tauscht euch über seine vorzüge aus. irgendwann sagst du, dass dieser charismatische mann bestimmt schwierig sei. egal, sagt sie. ihr grinst euch an.
am ende des konzertes erfährst du, dass mr. bird in einem monat im knust spielen wird. und du freust dich, ihm persönlich dort die fotos des heutigen abends zeigen zu können. dann kann deine freundin nadia ihn haben, denn dir reicht es, ihn zu fotografieren...

ach ja, ani di franco war auch ganz schön.

du spielst eine sache, deine sache mit vollem einsatz. vielleicht ist es sogar das erste mal, dass du alles riskierst für deinen traum. und du schaffst es nicht, zumindest nicht, bis zu einem gesetzten termin. das fühlt sich so scheisse an.
klar, du hast es wenigstens versucht. aber jetzt, jetzt in diesem moment erlebst du dein scheitern. heftig, denn du hast wirklich daran geglaubt.
und du erkennst, dass du den glücklichen zufall nicht erzwingen kannst.
und ja, auch dein selbstmitleid wird vorüber gehen. aber was kommt dann???

heute den ganzen tag fotoschule in berlin. aufregend und spannend und interessant und sooo viele eindrücke. aber auch klarheit, eine richtung?! in jedem fall motivierend.
lichtblicke...