Dienstag, 8. Mai 2007
Mechthild
Mechthild begrüsst mich bei sich zu Hause. Wir kennen uns flüchtig von der Sterbebegleitungs-Ausbildung. Sie heisst mich herzlich willkommen und sagt, sie habe eine Kleinigkeit zum Mittag gekocht. Eine deftige Linsensuppe mit allerlei schmackhaften Gemüse, dazu Brot. Anfangs reden wir befangen, immer wieder siezt mich Mechthild. Ich erfahre von ihr, dass sie zunächst als Rechtsanwältin, dann als Richterin gearbeitet hat. Nach der Pensionierung hat sie im Kinderschutzbund geholfen, wollte etwas Sinnhaftes tun. Dann vor zwei, drei Jahren der Wechsel zu den Alten. Die seien ja viel schwieriger im Umgang, sagt sie schmunzelnd. Mechthild ist 77. Sie erzählt aus ihrem Leben, ich aus meinem. Wir tauschen Ansichten über Gott, über das Sterben, unseren Glauben und unsere Zweifel aus. Wir sprechen miteinander über Krieg und die Nazi-Zeit, wir reden über das, was uns Angst macht und über unsere Träume und Hoffnungen. Zwei Stunden später sagen wir zum Abschied wie aus einem Munde "ich freue mich schon auf ein Wiedersehen".

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man will es immer einfach nur so stehen lassen, weißt du.
nach solchen begegnungen fühlt man sich so viel - reicher - - -
diese zutiefst verwundete generation interessiert mich immer mehr, je älter ich werde. wenn es ernst wird, verdichtet sich die eigene zeit. das ist sehr schön.

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