...bekommst du am eingang zu hören, von dem veranstalter, der dich immer für die konzerte akkreditiert. es ist viertel nach acht, das ausverkaufte konzert wird nicht vor zehn beginnen. aber es ist bereits proppenvoll. du wurschtelst dich in die erste reihe und wartest.
bei den konzerten, wo du die musik sehr magst, bist du immer noch aufgeregt, ob auch das licht gut sein wird, ob du einen guten standpunkt hast, ob du den moment einfangen wirst. und du spürst natürlich die vorfreude.
um kurz vor zehn uhr kommt emiliana auf die bühne. in windeseile hast du beim ersten lied einen film fotografiert. beim einlegen des zweiten films siehst du, dass du eine ungünstige belichtungsfunktion eingestellt hattest, du korrigierst sie, hast ja noch ein lied zeit. aber beim zweiten song hast du gegenlicht und ein dicker schatten liegt auf dem gesicht der sängerin. du machst nur 10 fotos, bist nicht zufrieden.
dein mitstreiter neben dir packt seine kamera ein. er muss die erste reihe verlassen, denn er kam erst um viertel vor zehn uhr und versprach den fans in der ersten reihe, dass er bestimmt auch ginge, wenn sie ihm für die ersten beiden lieder ihre position überliessen. du hingegen hattest dir deinen platz quasi erworben wie jeder andere.
die lieder verstreichen. du machst noch zwei, drei heimliche fotos, willst bis zur zugabe warten. doch bei der zugabe hast du dann wieder dieses üble licht und kannst nicht fotografieren. dann geht sie nach einem stück wieder von der bühne, das saallicht geht an und irgendeine musik vom band wird gespielt. die zuschauer klatschen und pfeifen. die musik wird lauter gedreht. der saal tobt. die musik wird noch lauter gedreht. dir entfährt ein "nein" und dein nachbar kann es auch kaum glauben, dass das konzert vorbei sein soll.
doch dann kommt sie noch einmal für ein stück auf die bühne. das licht ist gut. emiliana wirkt so glücklich und strahlt. du machst noch 20 verbotene fotos und strahlst auch.

du hast einen vollen arbeitstag hinter dir. gerade kommst du aus einer zweistündigen fachverbandssitzung, wo ein typ auf teufel komm raus versucht hat, sein superödes topic durchzusetzen. das hat dich bereits in der schule aufgeregt und du legst dich immer noch mit solchen leuten an, obwohl du weisst, dass es reine energieverschwendung ist.
du stehst an den landungsbrücken, bist müde, dein kopf schmerzt. sollst du wirklich noch in den malersaal fahren auf gut glück und hoffen, dass du jan plewka von ex-selig konzertfotos zeigen kannst. du lässt das schicksal entscheiden: wenn deine bahn nach hause eher kommt als die, die zum hauptbahnhof fährt...
beruhigt stellst du fest, dass bis 23uhr die s-bahnen weiter im 10-minuten-takt fahren, während du also auf dem weg zum malersaal bist. an der kasse erfährst du, dass in wenigen minuten ein konzert stattfindet, wo jan plewka und der schauspieler marek horloff gemeinsam auftreten werden. irgendwie schaffst du es, dass du fünf minuten später vor jan stehst und ihm dein anliegen erzählen kannst. jan hat jetzt keine zeit zum bildergucken, aber er gibt mir seine email und ist an einem treffen sehr interessiert. er lädt dich ein, das konzert umsonst anzuschauen. er fragt, ob du deine kamera dabei hast. hast du AUSNAHMSWEISE nicht, da du völlig andere info´s hattest. egal. doch da du einfach kein konzert ansehen kannst ohne zu fotografieren, fährst du kurzerhand nach hause, um deine kamera zu holen. 50minuten später kommst du genau richtig zum konzertbeginn. die beiden treten in funkenmariekleidern auf mit passenden weissen socken und schwarzen schühchen. haben beide knackige hintern, stellst du schmunzelnd fest. die stimmung ist super, die beiden rocken mit schlagzeug-, keyboard und cello-verstärkung den laden und tatsächlich zwinkert jan dir zu, als er dich entdeckt. glück gehabt, mal wieder...

du hast die akkreditierung für henry rollins´ lesung (!) gekriegt und wartest mit 5 (!!) anderen fotografen in 15m entfernung darauf, dass du 3 (!!!) minuten bilder machen darfst. zwei fotografen übertrumpfen sich nicht nur mit ihrer mega-optik, sondern auch mit ihrem fachwissen und nach 7 minuten sagt der eine "ich heisse übrigens pascal". shaking hands. du lässt das alles an dir vorüberziehen, was sollst du auch sonst tun...
du beschliesst, dir einen anderen standpunkt zu suchen und findest einen guten. allein. wartest.
henry rollins betritt die bühne. sehr sympathisch. charismatisch. energie-geladen ist pures understatement. henry lacht, ist verschmitzt und schreit immer wieder seinen groll gegen den us-präsidenten heraus. er erzählt drei stunden ohne pause geschichten und zieht das publikum magisch in seinen bann.
und du? der security nimmt dich gar nicht wahr. du hast alle zeit der welt. die richtige optik. genügend licht. du machst rund 100 bilder und geniesst die show. es ist einfach nur geil.

du fährst mit dem rad in alle vier himmelsrichtungen und hast immer gegenwind... doch der regen fängt erst an, als du bereits zuhause bist. glück gehabt. du blickst auf die vergangene woche zurück: deine tage sind wie in zeitraffer vergangen. keine zeit gewesen für trübe gedanken. auch kein anlass dafür. nachts lagst du manchmal im bett und konntest nicht schlafen, weil du so aufgekratzt warst. doch das fühlte sich irgendwie gut an.
zuversicht stellt sich ein...

gerade nach hause gekommen und die bei ebay ersteigerte dvd von depeche mode im briefkasten vorgefunden, die anton corbijn directed hat - der abend ist gerettet:-)))

heute das konzert von idaho. trotz stressigem tag und üblen kopfschmerzen freue ich mich drauf. in letzter minute noch die plattenfirma erwischt, alles im grünen bereich. die vorvorband larsen & furious jane sind ein wenig langweilig. dann kommt finn. superinteressanter sänger. supereinfach visitenkarten an den mann gebracht. ich erzähle in meinem schlechten schulenglisch meine vorgehensweise und ernte ein verdutzes gesicht. fragezeichen?! das konzert fängt an. der sänger spricht deutsch. argh, er kommt sogar aus hamburg, wie ich später erfahren soll. peinlich. egal. die musik ist wirklich schön. erinnern mich an sigur ros und the album leaf mit einem bisschen einschlag von pet shop boys.
schliesslich kommt jeff martin von idaho auf die bühne. er ist nett. wir kommen auch ins gespräch. als das konzert beginnt, kämpft der gute mann mit absolut schlechtem sound. er gibt sein bestes, doch es berührt mich nicht (ich geben natürlich fotomässig auch mein bestes;-). gehe bei der zweiten zugabe. treffe am merchandising stand patrick zimmer von finn. ich erzähle ihm, dass ich eigentlich wegen idaho da gewesen sei und finn nur von einem stück vom sunday service kennen würde. und dass ich einfach nicht wusste, dass sie deutsch und vor allem so gut seien. es stellt sich raus, dass der sänger nicht nur charismatisch sondern auch noch total nett ist. und somit kriege ich eine 2.chance = seine email-adresse und obendrein noch einen button geschenkt. so viele konzerte dieses jahr gesehen und endlich eine hamburger (!) band gefunden, die mich berührt. glück gehabt.

es gibt momente im leben, da weiss ich genau, ich bin da, wo ich sein möchte. gerade ist es das gleichmässige atmen meines schlafenden freundes, der neben mir liegt, während ich dies schreibe (nein, kein foto;-).
oder mich hier in hamburg mehr und mehr heimisch zu fühlen durch neugewonnene vertraute menschen und orte.
oder diese backstage-foto-sache, die ich seit einiger zeit ausprobiere...
es ist ein gutes gefühl anzukommen.

das war der zeitpunkt, wo dominic miller, gitarrist von sting anfing, in der fabrik zu spielen. es war ein geheimkonzert - geheim war nämlich, dass sting als special guest auftauchen sollte. davon gingen ausser mir auch die ca. 300 menschen aus dem publikum aus. jeder raunte jedem gerüchte ins ohr und eine verschwörerische verbundenheit lag in der luft. dominic miller war grossartig. er hatte zudem grossartige gäste: neil stacey, 2nd guitar. chris botti, trumpet. mike lindeep von level 42 (jawohl), piano und rhani krija, percussion. das war so gut, dass ich befürchtete, sting könnte die faszination und die wunderbaren charaktäre in den hintergrund verbannen. quasi erfolgsschmälernd. sting kam dann auch gar nicht. natürlich war ich enttäuscht. sting hautnah vor meiner kamera - diese aussicht hatte mich den ganzen tag kribbelig sein lassen... ich weiss jedoch, ich habe da trotzdem grosse künstler fotografieren können. filme sind grade am trocknen und das ergebnis folgt bald. 3:27 uhr - bettzeit.

und beim blick in den garten die fallenden blätter beobachtet, die sich eins ums andere in die tiefe stürzen und vom wind dabei wie spielerisch in spiralen geweht werden.

raum-und zeit-zeit und die woche ausklingen lassen. viel nachgedacht und pläne geschmiedet. ab morgen mit neuer energie starten!? ja, da sind manchmal noch zweifel, aber unter 50%. hatte heute einen schönen tag. haben sie schon einmal unter einem windrad gestanden und die kraftvollen schwünge der flügel erlebt? eindrücklich.