Montag, 25. September 2006
Musik fühlen
Samstag kurzfristig die Möglichkeit bekommen, eine von nur 20 Teilnehmern an einem Percussion-Workshop mit Evelyn Glennie zu sein - leider ohne Fotogenehmigung. Ich werde also meine Worte bemühen müssen. Im Gespräch mit Evelyn bemerke ich ihre Gehörlosigkeit trotz meines mittelmässigen Schulenglisches nicht, sondern erst im Nachhinein. Verblüffend!
Ich liebe diese Frau vom ersten Moment an. Und in den ersten 30 Minuten halte ich mir immer wieder vor, dass ich nicht in der Lage war, ihr zu vermitteln, dass so wie sie Musik anfassen, ich Musik sehen kann. Das schmerzt. Doch irgendwann ist da nur noch Freude, diese Augenblicke mit ihr erleben zu dürfen, alles aufzunehmen, was sie an Gedanken und Weisheiten versprüht.
Ganz am Ende, als die Zeit schon rum ist, stellt ein sensibler Musikschüler seine Frage. Er wirkt sehr unsicher in dem Moment und es scheint, als brauche er unbedingt eine Antwort.
"Was machtst Du, Glennie gegen die Angst vor dem Publikum zu versagen?"
Sie antwortet ihm, dass sie auf ihre Fähigkeiten vertrauen könne. Dass sie beim Üben immer das Publikum vor Augen habe und dass sie in den letzten Minuten vor einem Konzert nicht noch einmal alles im Kopf überlegen würde, sondern sich versucht mit einem Buch oder einem Spaziergang zu entspannen. Sie kenne ihre Instrumente, wisse um das Gelernte und das helfe ihr, die Angst zu überwinden.
"Aber was ist mit der Angst davor, trotzdem mal zu versagen?" fragte der Schüler eindringlich.
Zu versagen kann passieren. Nicht nur ihm. Jedem könne es passieren und jedem wird es im Leben passieren. Aber was soll schon Schlimmes passieren? Es gibt neue Chancen. Und somit könne sie alles als eine Art Spiel betrachten. Also könne sie einfach spielen.
Der Schüler ist immer noch unsicher, das steht in seinen Augen und auf seiner gerunzelten Stirn geschrieben.
Noch auf dem Weg nach Hause überlege ich, was ich ihm gerne gesagt hätte. Dabei weiss ich genau, dass manche Worte wie Samen sind, die erst nach einiger Zeit aufgehen werden. Und ich habe den Schüler spielen gehört und kann in diesem Moment besser darauf vertrauen als er, dass er all seine Ängste im Laufe der Zeit überwinden wird.
Ich selbst fühle mich irgendwo dazwischen auf dem Weg. Das ist gut. Und beim nächsten Mal gibt es ganz bestimmt meine Bilder von dieser grossartigen Person.
Ich liebe diese Frau vom ersten Moment an. Und in den ersten 30 Minuten halte ich mir immer wieder vor, dass ich nicht in der Lage war, ihr zu vermitteln, dass so wie sie Musik anfassen, ich Musik sehen kann. Das schmerzt. Doch irgendwann ist da nur noch Freude, diese Augenblicke mit ihr erleben zu dürfen, alles aufzunehmen, was sie an Gedanken und Weisheiten versprüht.
Ganz am Ende, als die Zeit schon rum ist, stellt ein sensibler Musikschüler seine Frage. Er wirkt sehr unsicher in dem Moment und es scheint, als brauche er unbedingt eine Antwort.
"Was machtst Du, Glennie gegen die Angst vor dem Publikum zu versagen?"
Sie antwortet ihm, dass sie auf ihre Fähigkeiten vertrauen könne. Dass sie beim Üben immer das Publikum vor Augen habe und dass sie in den letzten Minuten vor einem Konzert nicht noch einmal alles im Kopf überlegen würde, sondern sich versucht mit einem Buch oder einem Spaziergang zu entspannen. Sie kenne ihre Instrumente, wisse um das Gelernte und das helfe ihr, die Angst zu überwinden.
"Aber was ist mit der Angst davor, trotzdem mal zu versagen?" fragte der Schüler eindringlich.
Zu versagen kann passieren. Nicht nur ihm. Jedem könne es passieren und jedem wird es im Leben passieren. Aber was soll schon Schlimmes passieren? Es gibt neue Chancen. Und somit könne sie alles als eine Art Spiel betrachten. Also könne sie einfach spielen.
Der Schüler ist immer noch unsicher, das steht in seinen Augen und auf seiner gerunzelten Stirn geschrieben.
Noch auf dem Weg nach Hause überlege ich, was ich ihm gerne gesagt hätte. Dabei weiss ich genau, dass manche Worte wie Samen sind, die erst nach einiger Zeit aufgehen werden. Und ich habe den Schüler spielen gehört und kann in diesem Moment besser darauf vertrauen als er, dass er all seine Ängste im Laufe der Zeit überwinden wird.
Ich selbst fühle mich irgendwo dazwischen auf dem Weg. Das ist gut. Und beim nächsten Mal gibt es ganz bestimmt meine Bilder von dieser grossartigen Person.
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gaga,
2006-09-25 19:58
wow.
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gunnar wrobel,
2006-09-26 01:24
"Was soll schon Schlimmes passieren?" ist die simple Wahrheit. Aber so leicht sich das aussprechen läßt ist es doch kein Gefühl, das sich mit Worten vermitteln ließe. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kann man offensichtlich nur durch seine eigenen Erfahrungen aufbauen.
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sonntagsblogger,
2006-09-26 21:27
Sich zu fragen was Schlimmes passieren könnte, ist natürlich schon ein Fehler. Es ist sehr ablenkend, wenn man sich ausmalt, was im positiven oder negativen Fall wäre.
Sich einfach auf die Sache zu konzentrieren ist leicht gesagt und extrem schwierig umgesetzt - aber der beste Weg und der Mühe wert.
Sich einfach auf die Sache zu konzentrieren ist leicht gesagt und extrem schwierig umgesetzt - aber der beste Weg und der Mühe wert.
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kerstin13,
2006-09-27 02:14
Sie betonte, dass sie sich nicht in die Gedankenmühle begeben würde, was alles im Einzelnen schief gehen würde. Sie wollte sich und ihren Geist versuchen zu entspannen.
Aber wenn ich mich grundsätzlich frage, was denn das Schlimmste wäre, wenn ich z.B. in einer bestimmten Situation versagen würde, dann ist immer das Ergebnis, dass es kein Weltuntergang wäre.
Voll im hier und jetzt zu sein ist erstrebenswert und eine Kunst. Ich beherrsche sie mässig. Dafür ist mein Mut gross;)
Aber wenn ich mich grundsätzlich frage, was denn das Schlimmste wäre, wenn ich z.B. in einer bestimmten Situation versagen würde, dann ist immer das Ergebnis, dass es kein Weltuntergang wäre.
Voll im hier und jetzt zu sein ist erstrebenswert und eine Kunst. Ich beherrsche sie mässig. Dafür ist mein Mut gross;)
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sonntagsblogger,
2006-09-27 11:00
Ich meinte nicht Evelyn Glennie (ich gehe davon aus, dass sie Ihren Geist entspannen kann), sondern den Schüler.
Ich bin nur der Meinung, dass die Frage, was das Schlimmste sein könne, so oder so unglücklich ist. Auch wenn man zu dem Schluss kommt, dass es kein Weltuntergang wäre. Diese Feststellung könnte ja auch zu unpassender Entspannung führen und dadurch das mögliche Ergebnis beeinträchtigen.
Leider beherrsche ich die Kunst des im hier und jetzt zu sein auch nur in besonderen Momenten, die mir bisher gezeigt haben, dass es wohl die richtige Strategie ist.
Ach es gibt genug Möglichkeiten an sich zu arbeiten in dieser Welt...
Ich bin nur der Meinung, dass die Frage, was das Schlimmste sein könne, so oder so unglücklich ist. Auch wenn man zu dem Schluss kommt, dass es kein Weltuntergang wäre. Diese Feststellung könnte ja auch zu unpassender Entspannung führen und dadurch das mögliche Ergebnis beeinträchtigen.
Leider beherrsche ich die Kunst des im hier und jetzt zu sein auch nur in besonderen Momenten, die mir bisher gezeigt haben, dass es wohl die richtige Strategie ist.
Ach es gibt genug Möglichkeiten an sich zu arbeiten in dieser Welt...
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kid37,
2006-10-16 19:18
Am 19.11. um 23.00 Uhr zeigt BR die Doku "Touch the Sound" mit Evelyn Glennie.
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