du kennst else aus dem fernsehen und findest sie gleich interessant. du schreibst ihr eine mail und sie antwortet dir. zeit vergeht, ein termin platzt, noch einer. die faszination bleibt. und heute ist eine lesung, wo du sie endlich kennenlernst.



du bist tatsächlich ein wenig nervös. vielleicht hast du sogar ein wenig angst vor ihr. doch sie kennt deine bilder und sie will auch solche bilder von sich. das beruhigt nicht so richtig.
denn das licht ist schlimm. null atmosphäre. ununtertrieben.

else kommt die treppe herunter, lächelt, wirkt sogar ein wenig schüchtern. du bist irritiert. sie schaut sich um. sie fängt an zu lesen. du fängst an zu fotografieren. sie schaut in deine richtung und sagt "hi" und du sagst auch "hi". du findest sie cool.
sie liest den text. angestrengte stille.



je länger sie liest, umso sympathischer findest du sie. sie ist witzig, liest kitschiges mit so einem understatement, dass ein lacher dem anderen folgt. entspannte stimmung.



die geschichte entwickelt sich. und else wird immer mehr else. du fotografierst mittlerweile nur noch in schwarz-weiss. du siehst durch den sucher und beobachtest den moment, wo else buschheuer aus ihrem glas trinkt und mit ihrem durchdringlichen blick wegen dem du hier bist in das publikum schaut und das ist der moment - und du lässt ihn ohne ein foto zu machen verstreichen.

danach wartest du nur noch. du wartest auch nach der lesung, bis alle ihre bücher signiert bekommen. else ist wieder artig, spielt eine rolle.



das macht jedoch nichts. du sprichst sie an, ihr redet über die lesung, die fotos, das künstliche licht. du wünscht ihr eine gute nacht. und dir, dir wünscht du, mal mit dieser toughen frau ein bier trinken zu gehen...

teilweise merkwürdige zuschauer waren dort...