Er steht immer an der selben Stelle auf dem Hamburger Dom, nahe der Achterbahn mit Looping. Irgendwie hat es mich beim Bummeln über den Jahrmarkt anfangs angerührt zu sehen, dass so alte Traditionen, wo sich die Männer vor einer kleinen Schar Schaulustiger beweisen, Bestand haben neben den immer neuen Attraktionen.
So sah ich ihn immer wieder, mehrere Jahrelang.
Beim letzten Mal durchfuhr mich auf einmal ein Schauer, als ich ihn beobachtete. Egal ob jung oder alt, alle versuchen mit dem schweren Holzhammer und in drei Versuchen mit der richtigen Mischung aus Schwung und Technik das Schrillen der Glocken durch einen gezielten Schlag auszulösen. Dann klatschen alle Umstehenden und es gibt eine Plastikrose für die Dame. Wenn jedoch der unsicher wirkende Jugendliche es noch nicht drauf hat oder der alte Rentner es nicht mehr drauf hat, dann lenkt er mit einem Spruch von einer schnellen Geste ab, die dem letzten Schlag etwas nachhilft. Und da dies die Schläger gar nicht merken, ist da dieser kurze Ausdruck von Verblüffung über die eigene Fähigkeit in den Augen zu sehen, die dann in Stolz übergeht.
Ein feiner Mensch, denke ich.